Montag, 19. September 2016

[Rezension] Das Mitternachtsversprechen

Titel: Das Mitternachtsversprechen | Autorin: Mascha Vassena | Verlag: Piper Verlag
Preis: 9,99€ (TB) | Seitenanzahl: 320 Seiten 
ISBN: 978-3-492-30934-9 | Kaufen: Hier

Inhaltsangabe
Turin 1948. Die drei Schwestern Teresa, Lidia und Aurora haben das im Krieg zerstörte »Caffè Molinari« ihrer Eltern wieder aufgebaut und führen es dank des geheimen Familienrezepts für Giandujapralinen zu neuem Glanz. Doch als die Journalistin Vera beinahe siebzig Jahre später nach Turin reist, um mehr über das Leben ihrer Großmutter Teresa zu erfahren, stößt sie hinter der traditionsreichen Fassade des Kaffeehauses auf ein schreckliches Geheimnis. Stück für Stück enthüllt sie das Rätsel um die Familie Molinari, bis sie zu dessen bitteren Kern vordringt...
(Quelle: Piper Verlag)


Meine Meinung

Düstere Geheimnisse in Turin


Auch den dritten Roman der Autorin habe ich sehnlichst erwartet und wieder verspricht er eine düstere Familiengeschichte, die es zu entdecken gibt.

Vera, der weibliche Charakter, der uns hier in der Gegenwart begegnet ist alleinerziehende Mutter und Journalistin. Seit ihrer Kindheit liegt ein Schleier über ihr.  Nach einem Streit mit ihrer Zwillingsschwester Viola verschwindet diese spurlos. Das fehlende Glied in der Familie, die Trauer und die Schuldgefühle trägt sie auch heute noch mit sich herum.
Für einen Radiosender nimmt sie sich einer Reihe starker Frauen an. Im Hinterkopf schwebt ihr die Geschichte ihrer Großmutter Teresa, welche nach dem Krieg das Kaffeehaus ihrer Eltern in Turin wieder aufgebaut hat. Nachdem sie in alten Sachen ihrer Großmutter ein Foto findet, muss sie schnellstmöglich nach Turin. Denn wieso sind auf dem Bild drei Schwestern? Teresa’s einzige Schwester ist doch die noch lebende Lidia…

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Turin, 1948: Sofort war für mich der gewisse Nachkriegsflair zu spüren und bei der Familie Molinari und ihrem Kaffeehaus fühlte ich mich sofort wohl.
Hier lernen wir die drei Schwestern Teresa, Lidia und Aurora kennen und ihren kleinen Bruder Alessandro. Nachdem ihre Eltern im 2. Weltkrieg ums Leben kamen, ehren sie mit der Neueröffnung des »Caffè Molinari« das Traditionsunternehmen und sorgen zu dem für ihren Lebensunterhalt, ganz nach dem Motto, nur zusammen sind wir stark.
Für meinen Geschmack hat die Autorin wieder sehr unterschiedliche Charaktere erschaffen, so dass für jeden Leser ein Sympathisant dabei ist. Einzig die Darstellungen von Teresa und Lidia waren für mich etwas unklar. Lidia ist die älteste der Schwestern. Im Buch kam mir aber immer Teresa als die Älteste im Sinn. Ob das an den Beschreibungen lag oder einfach, weil sie durch die Recherchen ihrer Enkelin Vera im Vordergrund steht, weiß ich nicht genau.

Piazza Castello heute
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In Turin angekommen macht sich Vera also an die Arbeit, um mehr über das Leben ihrer Großmutter Teresa zu erfahren. Wäre da nicht die ihr unbekannte Schwester Aurora, die ihr immer wieder im Kopf herumspukt. Als Vera Bekanntschaft mit einem ortsansässigen Journalisten macht, stoßen beide auf ein mysteriöses Verschwinden von Aurora. Nun gibt es zwei Vermisstenfälle in ihrer Familie. Kann das ein Zufall sein?


Sowohl Vera’s Informationsbeschaffung, als auch die Geschehnisse in der Vergangenheit waren interessant und ab der Hälfte des Buches unheimlich spannend zu verfolgen. Immer wieder genieße ich diese fast durchgehend unterschwellige Düsterkeit in den Romanen von Vassena. Wer bei ihr nach Friede, Freude, Eierkuchen sucht, ist hier nicht richtig. Hier geht es um Geheimnisse, die nach vielen Jahren endlich einen Weg an die Oberfläche suchen. Gerade der Schreibstil und die perfekt gesetzten Kapitelenden tragen dazu bei, dass man das Buch vor allem zum Ende nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Für mich immer wieder ein Muss, ist das Nachwort. Auch hier bin ich wieder dankbar dieses gelesen zu haben. Die Autorin bringt nochmal auf den Punkt, auf welchen Themen dieses Buch beruht und welche Thematiken sie in „Das Mitternachtsversprechen“ bespricht.
WAS WÜRDET IHR TUN, UM EURE FAMILIE ZU BESCHÜTZEN?

Taucht ab in die Welt der Molinari’s und macht euch ein eigenes Bild über diese Familie, deren Schicksalsschläge und längst vergangenen Geschehnissen.
Piazza Castello damals
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Mit dem Prolog um das Verschwinden von Vera’s Zwillingsschwester, erschafft Mascha Vassena hier gleich eine bedrückende und geheimnisvolle Atmosphäre. Diese habe ich in der weiterführenden Gegenwart ein wenig vermisst. Vera war mir am Anfang fast zu uninteressant und zu blass dargestellt. Erst im Verlauf der Geschichte, als sie der Ehrgeiz und die Neugierde gepackt hatten, war sie für mich im Buch angekommen und interessant.
Auch der direkte Fokus auf eine der Geschwister hat mir doch ein wenig gefehlt. Irgendwie haben alle den gleichen Stellenwert bekommen und somit weiß ich nicht, ob sie mir alle drei lange in Erinnerung bleiben werden.

Und nochmal zur Geschichte um das Verschwinden von Viola: es war mir zu offen gestaltet. Zwar hat die Autorin mit dieser Idee eine Wirkung verursacht, aber ich als Leser bin nicht vollends befriedigt mit diesem Ausgang.


Mein Fazit
Für mich wieder ein gelungener Roman der Autorin. Das Thema Familie und Zusammenhalt, kombiniert mit dunklen Geheimnissen. Leser dieses Genres kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten. Und allen Fans der anderen Bücher der Autorin wird auch dieses Werk gefallen.
Für mich heißt es nun wieder warten auf den nächsten Roman.
Weitere Rezensionen zum Buch
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Die Autorin
Mascha Vassena erhielt für ihre Erzählungen mehrere Stipendien, u. a. das Stipendium Akademie Schloss Solitude und den Hamburger Förderpreis für Literatur. 2005 erschien ihr Erzählungsband »Räuber und Gendarm« unter dem Namen Mascha Kurtz bei Liebeskind. Sie schreibt außerdem Opernlibretti und Theaterstücke für das Luzerner Theater und das Maxim Gorki Theater Berlin. Sie lebt heute mit ihrem Sohn im Tessin.
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Weitere rezensierte Bücher der Autorin

     Mein herzlichster Dank für die Bereitstellung des Leseexemplares gilt




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